Eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe [POST]Migration – Neue Sichtweisen auf die Einwanderungsgesellschaft

Warum ‚Tierras. Partir(se). Leben in zwei Welten‘?
Im Jahr 2011 lernte ich an einem Abend die Gemälde von Sonia Höger kennen, einer in München angesiedelten Argentinierin. In ihren Abstraktionen las ich Geographien. Abstrakte und deshalb aussagekräftige Geographien. Ich stellte mir vor, dass das Universum aus emotionalen und physischen Elementen, die das Phänomen der Migration umfasst, das andere Extrem einer Abstraktion sein mussten: Das Unfassbare des Alltags in zwei oder mehr Sprachen zu nennen, zwei Kulturen im Ein und Aus des eigenen Haushalts in Einklang zu bringen, Emotionen, die die Sehnsucht nach der Heimat mit den Anforderungen der Integration in die neue und unbekannte Gesellschaft vereinigen müssen. Aus diesen abstrakten Geographien und aus diesen Gedanken entstanden die Fragen zu meiner vor kurzem stattgefundenen Migration von Argentinien nach Deutschland. Aus diesen Fragen wiederum ist „Tierras. Partir(se)/ Leben in zwei Welten“ geboren, ein Werk, das den Lebensalltag lateinamerikanischer Migranten in Deutschland zu bezeugen sucht. ‚partirse’ (sich teilen). Ist dies lediglich zerbrechen oder auch sich vervielfachen? Wie erleben Migranten diese gründende Bewegung? In zwei Welten leben entfaltet sich wie ein unbeugsames Bild: Man braucht und sehnt sich nach dem Bindebogen zum Herkunftsland, aber zugleich tritt das Alltagsleben in den Vordergrund, Tausende von Kilometern entfernt von den vertrauten Gerüchen und Landschaften, von den uralten Umarmungen, von den ursprünglichen Ecken, wo Körper und Seele sich von Vitalität ernähren.
Hiervon erzählen die ProtagonistInnen dieses Werkes, die über den Zeitraum eines Jahres in verschiedenen Städten Deutschlands interviewt wurden. Von alledem und von weiteren fruchtbaren Dingen.
Diego Sachella, Drehbuchautor

Vernissage mit Musik von Cuatro Cuerdas: Montag, 4. Mai 2015 um 18 Uhr im Foyer